BANANA EATING CAMPAIGN FOR ART
Flashmob / Marktplatz Siegen
1.9.2012
BANANA EATING CAMPAIGN FOR ART
Flashmob / Marktplatz Siegen
1.9.2012
HIRNGESTÜRMT
2012
Brain Stormed. In the transfer.
Siegen-Herford, 2012
The HIRNGESTÜRMT project between Siegen and Herford citizens started with a call for a banana food campaign on Saturday at the Siegen market. Turned inside out, revealed, eaten together in the choir and the skins dried in the sun. BANANAS. The banana peels lose their appetizing yellow color during the drying process and shrink into whimsical, filigree shapes. A text image was created from the 460 dried banana peels in two publicly visible window panes of the shop window gallery Kiosk24. The text image, formatted in lines on top of one another, is reminiscent of an old scrawly handwriting. The room looked like an open notebook.
Rainer Maria Rilke wrote in his Paris diary more than 100 years ago about his experiences with being a stranger.
In a foreign country one’s own identity changes, so that even thoughts and words lose their real meaning without reaching the addressee.
Today, with our worldwide means of communication and the options of being present anytime, anywhere, we can lose ourselves and alienate ourselves, even where we were born.
The text image from the shriveled brown banana peel records the number of letters and the spaces in the text excerpt:
„Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht.
Ich habe heute einen Brief geschrieben, dabei ist es mir aufgefallen, daß ich erst drei Wochen hier bin. Drei Wochen anderswo, auf dem Lande zum Beispiel, das konnte sein wie ein Tag, hier sind es Jahre. Ich will auch keinen Brief mehr schreiben. Wozu soll ich jemandem sagen, daß ich mich verändere? Wenn ich mich verändere, bleibe ich ja doch nicht der, der ich war, und bin ich etwas anderes als bisher, so ist klar, daß ich keine Bekannten habe. Und an fremde Leute, an Leute, die mich nicht kennen, kann ich unmöglich schreiben.“
Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Hirngestürmt. Im Transfer.
Mit einem Aufruf zur Bananenessaktion am Samstag auf dem Siegener Markt startete das Projekt HIRNGESTÜRMT zwischen Siegener und Herforder Bürger*innen. Von innen nach außen gekehrt, enthüllt, gemeinsam im Chor verspeist und die Häute in der Sonne getrocknet. BANANEN. Die Bananenschalen verlieren während des Trocknungsprozesses ihre appetitliche gelbe Farbe und schrumpfen zu skurrilen, filigranen Formen zusammen. Aus den 460 getrockneten Bananenschalen entstand in zwei öffentlich sichtbaren Fensterscheiben der Schaufenstergalerie Kiosk24 ein Textbild. Das in Zeilen übereinander formatierte Textbild, erinnert an eine alte krakelige Handschrift. So erschien der Raum wie ein aufgeschlagenes Schreibheft.
Rainer Maria Rilke schrieb vor über 100 Jahren in seinen Pariser Tagebuch-Aufzeichnungen über seine Erfahrungen mit dem Fremdsein.
In der Fremde verändert sich die eigene Identität, so dass selbst Gedanken und Worte ihre eigentlichen Bedeutung verlieren, ohne den Adressaten zu erreichen.
Heute, mit unseren weltweiten Kommunikationsmitteln und den Optionen, jederzeit und überall präsent zu sein, können wir uns selbst verlieren und uns entfremden, selbst dort, wo wir geboren sind.
Das Textbild aus den braun-verschrumpelten Bananenschalen nimmt die Anzahl der Buchstaben und die Leerstellen des Textausschnittes auf:
„Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht.
Ich habe heute einen Brief geschrieben, dabei ist es mir aufgefallen, daß ich erst drei Wochen hier bin. Drei Wochen anderswo, auf dem Lande zum Beispiel, das konnte sein wie ein Tag, hier sind es Jahre. Ich will auch keinen Brief mehr schreiben. Wozu soll ich jemandem sagen, daß ich mich verändere? Wenn ich mich verändere, bleibe ich ja doch nicht der, der ich war, und bin ich etwas anderes als bisher, so ist klar, daß ich keine Bekannten habe. Und an fremde Leute, an Leute, die mich nicht kennen, kann ich unmöglich schreiben.“
Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge