BANANA EATING CAMPAIGN FOR ART
Friends and local participants, bananas
Install view:
Performance / Marktplatz / Siegen / 1.9.2012
Photos: Carsten Schmale, Stephan Schopp
HIRNGESTÜRMT
460 dried banana peels, battens, wire
225 x 333 + 291 cm
Install view:
HIRNGESTÜRMT / Kiosk24 / Herford / 7.9.-19.10.2012
Photos: Stephan Schopp, Andrea Freiberg
HIRNGESTÜRMT
Siegen – Herford, 2012
Brainstormed
Participatory performance and installation in transfer
Performance / Marktplatz / Siegen / 1.9.2012
HIRNGESTÜRMT / Kiosk24 / Herford / 7.9.-19.10.2012
Over 100 years ago, Rainer Maria Rilke wrote about his experiences of being a stranger in his diary entries in Paris. In a foreign country, one’s own identity changes so that even thoughts and words lose their actual meaning and cannot reach others.
The HIRNGESTÜRMT project between citizens of Siegen and Herford started with a call for a public BANANA-EATING CAMPAIGN FOR ART on the Siegen market square. Turned inside out and uncovered, the bananas were eaten together in chorus and the skins dried in the sun. During the drying process, the yellow banana peels transformed into dark brown, whimsical shapes reminiscent of scraggly handwriting.
A text image was created from the 460 dried banana peels in the two shop windows of the Kiosk24 gallery. The room appeared like an open notebook.
The text image made from the shriveled banana peels records the number of letters and the blank spaces in the text excerpt:
„Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht. Ich habe heute einen Brief geschrieben, dabei ist es mir aufgefallen, daß ich erst drei Wochen hier bin. Drei Wochen anderswo, auf dem Lande zum Beispiel, das konnte sein wie ein Tag, hier sind es Jahre. Ich will auch keinen Brief mehr schreiben. Wozu soll ich jemandem sagen, daß ich mich verändere? Wenn ich mich verändere, bleibe ich ja doch nicht der, der ich war, und bin ich etwas anderes als bisher, so ist klar, daß ich keine Bekannten habe. Und an fremde Leute, an Leute, die mich nicht kennen, kann ich unmöglich schreiben.“ Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Hirngestürmt
Partizipative Performance und Installation im Transfer: Siegen – Herford
Performance / Marktplatz / Siegen / 1.9.2012
HIRNGESTÜRMT / Kiosk24 / Herford / 7.9.-19.10.2012
Rainer Maria Rilke schrieb vor über 100 Jahren in den Pariser Tagebuch-Aufzeichnungen über seine Erfahrungen mit dem Fremdsein. In der Fremde verändert sich die eigene Identität, so dass selbst Gedanken und Worte ihre eigentlichen Bedeutung verlieren und die Anderen nicht erreichen können.
Mit einem Aufruf zu einer öffentlichen BANANEN-ESS Aktion auf dem Siegener Marktplatz startete das Projekt HIRNGESTÜRMT zwischen Siegener und Herforder Bürger*innen. Von innen nach außen gekehrt und enthüllt wurden die Bananen gemeinsam im Chor verspeist und die Häute in der Sonne getrocknet. Während des Trocknungsprozesses verwandelten sich die gelben Bananenschalen in dunkelbraune, skurrile Formen, die an eine krakelige Handschrift erinnern.
Aus den 460 getrockneten Bananenschalen entstand in den zwei Schaufensterscheiben der Galerie Kiosk24 ein Textbild. So erschien der Raum wie ein aufgeschlagenes Schreibheft.
Das aus den schrumpeligen Bananenschalen gefertigte Textbild erfasst die Anzahl der Buchstaben und die Leerstellen im Textauszug:
„Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht.
Ich habe heute einen Brief geschrieben, dabei ist es mir aufgefallen, daß ich erst drei Wochen hier bin. Drei Wochen anderswo, auf dem Lande zum Beispiel, das konnte sein wie ein Tag, hier sind es Jahre. Ich will auch keinen Brief mehr schreiben. Wozu soll ich jemandem sagen, daß ich mich verändere? Wenn ich mich verändere, bleibe ich ja doch nicht der, der ich war, und bin ich etwas anderes als bisher, so ist klar, daß ich keine Bekannten habe. Und an fremde Leute, an Leute, die mich nicht kennen, kann ich unmöglich schreiben.“ Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Photography: Stephan Schopp
